Beantwortet von Shaykh Faraz Rabbani.
Frage
Ist es erlaubt, beim Tarawih-Gebet nur 8 Rakaat zu verrichten? 20 erscheinen mir so viel.
Antwort
Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen.
Die starke Sunna in der hanfitischen Rechtsschule, und darüber hinaus auch in den drei übrigen Rechtsschulen, ist es, beim Tarawih-Gebet 20 Gebetseinheiten zu beten. Viele Gelehrte sind der Ansicht, dass es diesbezüglich einen Konsens (Ijmaʿ) unter den Prophetengefährten gab.
Betrachte sie nicht als 20 Rakaat. Stelle sie dir als 5 mal 4 Rakaat vor. Sie zu verrichten dauert nicht mehr als eine viertel Stunde. Wenn du es nicht schaffst, 20 lange Gebetseinheiten zu verrichten, dann bete 20 kurze. Darüber hinaus musst du nicht alle 20 auf einmal verrichten, sondern kannst sie über die Nacht verteilen.
Wichtig ist nur: bete sie. Motiviere dich auf verschiedene Weisen:
- Tu es aus Liebe zu Gott und als Dank für die Geschenke der Rechtleitung, des Glaubens und der Klarheit der Sicht im Leben. Tu es aus Dankbarkeit für das Geschenk, das uns Gott mit dem Auserwählten, Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil), und seinem Beispiel (Sunna) gegeben hat, welches ein klaren Weg zu Erfolg in diesem und im nächsten Leben ist. Wie bringen wir unsere Dankbarkeit zum Ausdruck? Durch die gottesdienstlichen Taten, die Er von uns verlangt. Was bleibt anderes übrig als Gehorsam, wenn der Geliebte etwas verlangt?
- Vergegenwärtige dir den großen Lohn, der darin liegt: Der Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) sagte:
»Wer im Ramadan im Gebet steht, aus festem Glauben und Hoffnung auf den Lohn, dem werden all seine vergangenen Sünden vergeben.« (Bukhari, Muslim, Tirmidhi und andere)
- Gib dir selbst kleine ›Belohnungen‹ als Verstärkung, um dein Ego (Nafs) mitzieht, wie etwa Snacks, die du magst, usw. oder dass du dir etwas bestimmtes gönnst, wenn du drei Tage hintereinander alle 20 Rakaat betest.
- Abu Hurayra (möge Gott mit ihm zufrieden sein) sagte, dass der Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) sagte:
»Der starke Gläubige ist besser und bei Gott mehr geliebt als der schwache, auch wenn in beiden Gutes liegt. Seid eifrig in Bezug auf das, was euch nützt. Vertraut auf Allah und erachtet euch selbst nicht als unfähig […]« (Muslim, Ibn Maja, Ahmad)
Imam Nawawi (möge Gott mit ihm zufrieden sein) erklärte, dass sich die ›Stärke‹ in diesem Hadith auf die »Entschlossenheit und Fähigkeit in Bezug auf Angelegenheiten des Jenseits« (Sharh Sahih Muslim) bezieht. Die frühen Muslime (Salaf) pflegten zu warnen: »Diese Angelegenheit ist deine Deen (Religion oder Lebensweise), so sei also vorsichtig, von wem du deine Deen nimmst.«
Zugleich gilt, wenn man absolut keine Möglichkeit hat, 20 Rakaat zu beten, dann sollte man zumindest das tun, wozu man in der Lage ist, denn die Gelehrten erklären: »Das, was nicht vollständig durchgeführt werden kann, soll auch nicht vollständig unterlassen werden.« Man sollte jedoch Reue darüber verspüren, da man eine starke Sunna des Gesandten Gottes (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) unterlässt.
Wa’s-Salam
Faraz