Zehn wichtige Anstandsregeln für das Bittgebet


Beantwortet von Shaykh Faraz A. Khan

Frage

Ich habe mich gefragt, ob Sie mir helfen könnten, herauszufinden, was ich tun kann, damit meine Bittgebete (Dua) erhört werden. Ich versuche seit drei Jahren schwanger zu werden und bete das Bittgebet des Propheten Zacharias jeden Tag. Ich bete regelmäßig und versuche, Dinge zu vermeiden, die verboten (haram) sind. Ich verstehe nicht, warum es bei mir nicht klappt. Unser Arzt glaubt, eine künstliche Befruchtung wäre das Beste für uns, aber bevor ich Geld dafür ausgebe, wollte ich sichergehen, dass ich das Richtige tue. Was kann ich tun, damit es klappt? Eine Adoption ist uns zu teuer und diese Option sagt uns momentan nicht zu.

Antwort

As-Salamu ʿalaykum wa Rahmatullah,

ich bete, dass dich dies bei bester Gesundheit und festem Glauben erreicht.

Auf der Grundlage des Korans und des Beispiels unseres edlen Propheten (Sunna) erwähnten die Gelehrten viele Bedingungen und Anstandsregeln, die dazu beitragen, dass ein Bittgebet erhört wird. Die wichtigsten davon sind Folgende:

1. Achte auf ein erlaubtes Einkommen und nimm nur reine und erlaubte (halal) Nahrung zu dir

Imam Bajuri sagt, dass dies die wichtigste Bedingung dafür ist, dass ein Bittgebet erhört wird, (siehe Tuhfat al-Murid), was der folgende Hadith bestätigt:

»Wahrlich, Gott ist rein und nimmt nur an, was rein ist. Und wahrlich, Gott hat den Gläubigen aufgetragen, was Er den Gottesgesandten aufgetragen hat, denn der Erhabene sagte: ›O ihr Gesandten! Esset von den reinen Dingen und tut rechtschaffene Taten!‹ [Koran 23, 51] Und Er sagte: ›O ihr Gläubigen! Esset von den reinen Dingen, die Wir euch als Versorgen gaben!‹ [Koran 2, 172]

Dann erwähnte er einen Mann auf einer langen Reise, der zerzaust und staubbedeckt war und seine Hände zum Bittgebet gen Himmel öffnete: ›O Her! O Herr!‹ Doch was er aß, war unerlaubt; was er trank, war unerlaubt; seine Kleidung war unerlaubt und seine gesamte Versorgung war unerlaubt – wie also soll sein Bittgebet erhört werden?!« (Sahih Muslim)

 

2. Daran knüpft das allgemeine Gebot an, zu bereuen (Tawba) und alles Verbotene aus seinem Leben zu entfernen

Im Leben eines Gottesdieners gibt es eine besondere Verbindung zwischen der Bitte um Vergebung und dem Erhalt von Segen, insbesondere Nachkommen, denn der Erhabene sagt, indem Er den Propheten Noah zitiert, mit dem der Friede sei:

»Ich sagte: ›Bittet euren Herrn um Vergebung, denn Er ist wahrlich allvergebend! So wird Er Regen auf euch ergiebig herabsenden und euren Besitz und eure Kinder mehren und für euch Gärten machen und für euch Bäche machen. […]‹« (Koran 71, 10-12)

Natürlich bedeutet wahre Reue, mit der unerlaubten Sache aufzuhören und alle Pflichten zu erfüllen. Stelle sicher, dass du die grundlegendsten dieser Pflichten verrichtest: Das fünfmal tägliche Gebet, die Almosenabgabe (Zakat), das Fasten im Monat Ramadan sowie die Pilgerfahrt (Hajj), falls du dazu in der Lage bist.

Eine wunderschöne prophetische Überlieferung, welche die gesamte Religion umfasst, lautet wie folgt:

»Wahrlich, Allah hat Manches zur Pflicht erklärt, so unterlasst es nicht; Er hat Grenzen aufgezeigt, so überschreitet sie nicht; Er hat Manches verboten, so verstoßt nicht dagegen; und Er hat zu manchen Dingen geschwiegen – aus Seiner Barmherzigkeit heraus und nicht aus Vergessenheit –, so forscht nicht danach.« (Daraqutni)

Wahre, aufrichtige Reue bedeutet, diesen Hadith in seinem Leben nach bestem Können umzusetzen.

 

3. Bitte Gott mit voller Aufrichtigkeit, mit konzentriertem Geist und Herzen, mit der vollen Überzeugung, dass Er es erhören wird und dass niemand es erhören kann außer Ihm

Der Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) sagte: »Ruft Gott mit der vollen Überzeugung an, dass Er euch erhören wird, und seid euch gewiss, dass Gott kein Bittgebet erhört, das einem unachtsamen, unaufmerksamen Herzen entspringt.« (Tirmidhi)

Er (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) lehrte uns überdies, dass ein Bittgebet auf eine von drei Weisen erhört wird:

  1. indem Gott einem genau das gibt, was man verlangt hat;
  2. indem Er ein Unheil von einem abwendet, dass einen ansonsten getroffen hätte;
  3. oder in Form einer Gabe, welche einen im nächsten Leben erwartet, was wiederum die beste Weise ist, auf die ein Bittgebet erhört werden kann. (Musnad Ahmad)

Wir sollten keinen Zweifel daran haben, dass Gott uns erhört. Unsere Gelehrten erwähnen, dass Allah, der Erhabene, nur deshalb das Bittgebet auf die Zunge Seines Dieners legt, weil Er ihm etwas geben möchte.

 

4. Wähle gesegnete Orte und Zeitpunkte aus, damit deine Bitte erhört wird

Darunter Fallen beispielsweise die frühen Morgenstunden, die Zeit nach dem Gebetsruf, die Zeit nach den Pflichtgebeten, die Zeit des Bittgebets an Freitagen und den Ramadan; und Orte wie Mekka, ʿArafat und Medina, wenn man die Hajj (Pilgerfahrt) oder ʿUmra (kleine Pilgerfahrt) durchführt.

Du hast das Bittgebet von Zacharias (der Friede sei mit ihm) erwähnt. Dieses Bittgebet sprach er zu einer gesegneten Zeit und an einem gesegneten Ort, nämlich genau nachdem er die Kammer Marias betreten (der Friede sei mit ihr und ihrem Sohn) und die Versorgung bei ihr vorgefunden hatte, die Gott ihr auf wundersame Weise zuteilwerden ließ. (siehe Koran 3, 37-38)

Eine besonders gesegnete Zeit ist der letzte Teil der Nacht (bis zum Beginn des Morgengebets): Unser Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) erwähnte, dass Gott in dieser Zeit zum untersten Himmel herabsteigt und sagt:

»Wer ruft Mich an, auf dass Ich ihm antworten möge? Wer bittet Mich um etwas, auf dass Ich seine Bitte erhören möge? […]« (Bukhari, Muslim)

 

5. Verrichte eine gute Tat vor deinem Bittgebet und erwähne sie in deinem Bittgebet, so wie es die drei Männer getan haben, die durch einen großen Felsen in einer Höhle gefangen waren: Jeder von ihnen sprach ein Bittgebet und erwähnte dabei eine gute Tat, und mit jedem Bittgebet bewegte sich der Fels ein Stückchen weiter, bis sie schließlich entkommen konnten. (Sahih Bukhari)

 

6. Beginne und beende dein Bittgebet mit der Lobpreisung des erhabenen Gottes und Segenswünschen für unseren geliebten Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil)

Ein Prophetengefährte setzte sich einst nieder, um ein Bittgebet zu sprechen und begann damit, Gottes zu lobpreisen und Segenswünsche für den Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) zu sprechen. Als der Prophet dies hörte, sagte er:

»Bitte, und deine Bitte wird dir gewährt. Bitte, und dir wird gewährt.« (Tirmidhi)

Versuche, deine Zunge über den ganzen Tag mit der Lobpreisung Gottes feuchtzuhalten, denn Dankbarkeit selbst ist ein effektives Mittel, um Segen im Leben zu erlangen. Allah, der Erhabene, sagt:

»Wenn ihr dankbar seid, werde Ich euch gewiss noch mehr geben.« (Koran 14, 7)

Der Prophet selbst (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) betonte dies, als er sagte:

»Das beste Bittgebet ist ›alhamdulillah‹ (alles Lob gebührt Gott).« (Sahih Ibn Hibban)

 

7. Bitte Gott mit Sehnen, Verlangen, Bedürftigkeit, Hoffnung und im Zustand der Demut.

Bringe Ihm gegenüber zum Ausdruck, dass du wiederum Seiner bedarfst; setze all deine Hoffnung auf Ihn; sag Ihm, dass du niemanden sonst hast, an den du dich wenden kannst. Eine der besten Möglichkeiten, seine Bedürftigkeit gegenüber Gott auszudrücken, ist die einfache Sunna, seine Handflächen beim Bittgebet nach oben zu halten, idealerweise im Zustand der Gebetswaschung (Wudu) und indem man in Gebetsrichtung schaut.

Gott, der Erhabene, sagt:

»Ruft euren Herrn in Unterwürfigkeit flehend und im Verborgenen an« (Koran 7, 55)

und im nächsten Vers:

»Und ruft Ihn in Furcht und Begehren an. Gewiss, die Barmherzigkeit Allahs ist nahe denen, die Gutes tun.« (Koran 7,56)

Imam Baydawi erklärt, dass die ›Furcht‹ im Herzen dessen, der ein Bittgebet verrichtet, die Furcht ist, aufgrund von eigenen Mängeln nicht erhört zu werden; während das ›Begehren‹ bedeutet, dass man darauf hofft, dass Gott einen aus Seiner unendlichen Großzügigkeit und Gnade erhört.

Dann beendet Gott den Vers mit etwas, das bewirkt, dass das Begehren die Furcht überwiegt: »Gewiss, die Barmherzigkeit Allahs ist nahe denen, die Gutes tun.« Dieser letzte Teil deutet auf das hin, was man als Mittel nehmen kann, damit die Bittgebete erhört werden, nämlich zu den Leuten der Vervollkommnung (Ihsan) des Guten zu gehören. (Anwar at-Tanzil wa Asrar at-Taʾwil)

 

8. Sei geduldig und wisse, dass Gott vollständiges Wissen über deine Probleme sowie die volle Kontrolle über die Umstände hat

Gott erhört unsere Bittgebete so, wie es am besten für uns ist, zu dem Zeitpunkt, von dem Er weiß, dass er der passendste ist und in einer der drei zuvor erwähnten Weisen. Wir müssen darin ausharren, Ihn anzurufen, und dürfen nicht aufgeben, wenn wir nicht sofort eine Antwort erhalten.

Der Prophet (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) sagte: »Der Gottesdiener wird erhört, solange seine Bitte nichts Sündhaftes beinhaltet oder der Auflösung der Familienbande dienen soll, und solange er nicht voreilig ist.«
Er wurde gefragt: »Was bedeutet es, voreilig zu sein?«
Er sagte: »Wenn er sagte: ›Ich habe gebeten und gebeten, aber meine Bitte wurde nicht erhört‹, woraufhin er frustriert wird und aufhört, zu bitten.« (Sahih Muslim)

Wir rufe Gott mit unseren Bitten an, um unserer Bedürftigkeit Ihm gegenüber zum Ausdruck zu bringen, um Ihn auf diese Weise Gottesdienst zu erweisen und weil Er es liebt, angerufen zu werden. Gemäß der Lehre des Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) ist das Bittgebet »das Kernstück des Gottesdienstes«. (Tirmidhi)

 

9. Verrichte das Bedürfnisgebet (Salatu’l-Haja) wie folgt:

Führe eine Gebetswaschung durch, vervollkommne sie und verrichte dann zwei freiwillige Gebetseinheiten (Rakaat). Lobpreise anschließend Gott, sprich Segenswünsche für den Propheten (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) und lies das folgende Bittgebet gefolgt von deinem jeweiligen Bedürfnis:

لا إِلَهَ إلاَّ اللهُ الْحَلِيمُ الْكَرِيمُ ، سُبْحَانَ اللَّهِ رَبِّ الْعَرْشِ الْعَظِيمِ ، الْحَمْدُ لِلَّهِ رَبِّ الْعَالَمِينَ ، أَسْأَلُكَ مُوجِبَاتِ رَحْمَتِكَ ، وَعَزَائِمَ مَغْفِرَتِكَ ، وَالْغَنِيمَةَ مِنْ كُلِّ بِرٍّ ، وَالسَّلاَمَةَ مِنْ كُلِّ إِثْمٍ ، لاَ تَدَعْ لِي ذَنْباً إِلاَّ غَفَرْتَهُ ، وَلاَ هَمًّا إِلاَّ فَرَّجْتَهُ ، وَلاَ حَاجَةً هِيَ لَكَ رِضاً إِلاَّ قَضَيتَهَا ، يَا أَرْحَمَ الرَّاحِمِينَ

Lā ilāha illa llāhu l-Ḥalīmu l-Karīm, subḥāna llāhi Rabbi l-ʿArši l-ʿaẓīm, al-Ḥamdu li llāhi Rabbi l-ʿĀlamīn, asʾaluka mūǧibāti Raḥmatika, wa ʿAzāʾima Maġfiratika, wa l-Ġanīmata min kulli Birrin wa s-Salāmata min kulli Iṯm, lā tadaʿ lī Ḏanban illā ġafartahu, wa lā Hamman illā farraǧtahu, wa lā Ḥāǧatan hiya laka Riḍan illā qaḍaytaha, yā Arḥama r-Rāḥimīn

»Es gibt keine Gottheit außer Allah, dem Sanftmütigen, dem Großzügigen. Gepriesen sei Allah, der Herr des gewaltigen Throns. Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten. Ich bitte Dich um [gute Taten], die Deine Gnade zur Folge haben, und um Entschlossenheit, die Deine Vergebung zur Folge hat, und um Reichtum an jeder guten Tat und um Sicherheit vor jeder Sünde. Lasse keine meiner Sünden ohne Deine Vergebung, und lasse keine meiner Sorgen ohne Deine Hilfe, und lasse keines meiner Bedürfnisse, mit dem Du zufrieden bist, unerfüllt, o Du barmherzigster Erbarmer!« (Tirmidhi)

 

10. Erinnere dich daran, dass Gott weiß, was am besten für uns ist, auch wenn es uns im ersten Moment missfällt

Allah, der Erhabene, sagt:

»Vielleicht verabscheut ihr eine Sache, die gut für euch ist; und vielleicht mögt ihr eine Sache, die schlecht für euch ist – Gott weiß, und ihr wisst nicht.« (Koran 2, 216)

Er sagt außerdem:

»Vielleicht hegt ihr Abscheu gegen etwas, in das Gott reichlich Gutes legt.« (Koran 4, 19)

Kinder zu haben ist für viele Leute eine große Prüfung, und Allah könnte für manche Paare bestimmen, kinderlos zu bleiben, aus einer Gnade heraus, die nur Er kennt. Vertraue auf Ihn, ergebe dich Seinem Beschluss und bringe deine absolute Dienerschaft Ihm gegenüber zum Ausdruck und Er wird dir nichts als Sein Wohlgefallen (Rida) und Seine göttliche Hilfe (ʿInaya) zuteilwerden lassen.

Möge Allah, der Erhabene, euch diese Angelegenheit erleichtern und euch mit Seiner Barmherzigkeit überschütten.

Und Gott weiß es am besten.

 

Wa’s-Salam

Faraz

 

Überprüft und bestätigt von Faraz Rabbani.