Beantwortet von Mufti Muhammad Ibn Adam.
Antwort
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.
An Allah, dem Erhabenen, zu zweifeln ist ganz natürlich und man sollte sich keine allzu großen Sorgen darüber machen. Zweifel und schlechte Gedanken sind sogar ein Zeichen für den Glauben einer Person.
Von Sayyiduna Abu Hurayra (möge Gott mit ihm zufrieden sein) wird überliefert, dass eine Gruppe von Leuten den Gesandten Allahs (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) aufsuchte und fragte:
»Wir haben in unseren Herzen Gedanken, die so schlimm sind, dass keiner von uns sich trauen würde, sie auszusprechen.« Der Gesandte Allahs (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) sagte: »Habt ihr das wirklich?« Sie antworteten: »Ja.« Der Gesandte Allahs (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) sagte: »Dies sind Zeichen wahren Glaubens.« (Sahih Muslim)
Sayyiduna ʿAbdullah Ibn ʿAbbas (möge Gott sich seiner erbarmen) berichtet, dass ein Gefährte den Gesandten Allahs (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) Folgendes fragte:
»Manchmal hege ich solch üble Gedanken, dass ich lieber zu Kohle würde, als sie über meine Lippen zu bringen.« [D. h., das Aussprechen dieser Gedanken wäre für ihn schlimmer gewesen als im Feuer zu brennen.] Der Gesandte Allahs (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) sagte darauf: »Alles Lob gebührt Allah, der den Einfluss des Satans auf bloße Einflüsterungen beschränkt hat.« (Abu Dawud)
Die oben genannten Überlieferungen zeigen deutlich, dass es nicht unüblich ist, solche schlimmen Gedanken zu haben, und man deswegen weder sündhaft noch schlecht ist. Sogar einige Gefährten des ehrenwerten Gesandten Allahs (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) hatten solche Gedanken, wie aus den oben genannten Überlieferungen hervorgeht.
Deshalb sollte man nicht besorgt oder traurig sein oder sich von ihnen abschrecken lassen, denn derartige Gedanken sind Zeichen des Glaubens.
Einige Gelehrte haben dies mit dem folgenden Gleichnis erklärt: Ein Räuber oder Dieb bricht nur dort ein, wo es Geld oder Wertvolles zu holen gibt. Wo es nichts Wertvolles zu stehlen gibt, würde er nie einbrechen. Ähnlich verhält es sich mit dem Satan, wenn er jemandem einflüstert und böse Gedanken ins Herz setzt: Es zeugt davon, dass diese Person im Herzen reich an Glauben (Iman) ist. Gäbe es darin keinen Reichtum, wäre der Satan nie in dieses Herz eingedrungen. Daher sollte man sich über schlechte Gedanken keine Sorgen machen.
Keine Sünde für bloße Gedanken
Man sollte sich bewusst sein, dass man nicht für üble Gedanken, die man im Herzen und in Gedanken hegt, zur Verantwortung gezogen wird, solange diese nur Gedanken bleiben.
Sayyiduna Abu Hurayra (möge Gott mit ihm zufrieden sein) berichtet, dass der Gesandte Allahs (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) sagte: »Wahrlich, Allah verzeiht meiner Umma (Gemeinschaft) schlechte Gedanken, die sie in ihren Herzen hegen, solange sie nicht ausgesprochen oder in die Tat umgesetzt werden.« (Sahih al-Bukhari, Sahih Muslim)
Daher verlässt man aufgrund dieser schlechten Gedanken nicht den Islam, noch sind sie eine Sünde, solange man im Herzen, durch seine Worte und durch seine Handlungen ein Gläubiger bleibt.
Was kann man dagegen tun?
Wenn man unter schlechten Gedanken leidet, sollte man Folgendes tun:
- Man sollte sich keine Sorgen darüber machen, sondern vielmehr glücklich darüber sein, da sie ein Zeichen wahren Glaubens sind. Ein Gottesfreund sagte einmal:
»Der Satan kann es nicht leiden, wenn der Gläubige glücklich ist, weshalb er damit aufhört, ihm diese schlechten Gedanken einzuflüstern, wenn er sieht, dass der Gläubige glücklich darüber ist.«
- Wenn solche Gedanken kommen, sollte man sich mit etwas anderem beschäftigen. Man wird sich nicht von ihnen lösen können, indem man sich einfach nur wünscht, dass sie verschwinden, sondern man sollte sich mit anderen Aufgaben und Arbeiten beschäftigen.
- Man sollte Allahs Schutz und Zuflucht vor dem Satan suchen. Sayyiduna Abu Hurayra (möge Gott mit ihm zufrieden sein) überliefert, dass der Gesandte Allahs (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) sagte:
»Der Satan kommt zu euch und fragt: ›Wer hat dies erschaffen? Wer hat das erschaffen?‹ bis er schließlich fragt: ›Wer hat deinen Herrn erschaffen?‹ Wer dies erlebt, soll Zuflucht bei Allah suchen und die Angelegenheit damit beenden.« (Sahih al-Bukhari, Sahih Muslim)
- Die folgenden Koranverse (Ayat) der Sure al-Muʾminun zu rezitieren kann sehr hilfreich sein:
رَّبِّ أَعُوذُ بِكَ مِنْ هَمَزَاتِ الشَّيَاطِينِ وَأَعُوذُ بِكَ رَبِّ أَن يَحْضُرُونِ
Rabbi aʿudhu bika min Hamazati ash-Shayatin. Wa aʿudhu bika Rabbi an yahdurun.
»Mein Herr, ich suche Zuflucht bei Dir vor den Aufstachelungen der Satane. Und ich suche Zuflucht bei Dir, mein Herr, davor, dass sie mich aufsuchen.« (Koran 23:97-98)
Muhammad Ibn Adam
Darul Iftaa
Leicester, Vereinigtes Königreich